Vieles, was in den Küchen der 60er Jahre Luxus war, ist für uns heute selbstverständlich. Die schlichte Einbauküche von damals ist zur kulinarischen Bühne geworden und hat eine rasante technische Entwicklung hingelegt.
Es war die Zeit des Aufschwungs und neuer Technologien. Die Normküche trat um 1960 ihren Siegeszug an und mit ihr die Einbaugeräte. Einen Elektroherd mit integriertem Backrohr gab es damals in vielen Küchen und auch der Kühlschrank hatte seinen festen Platz. Abgewaschen wurde noch mit der Hand, der Geschirrspüler setzte sich erst ab 1970 durch. Seither hat sich viel verändert:
Zwischen der Küche der 1960er und heute liegen Welten. (Credit: Siemens Historical Institute)
Komfort: Kochen und Backen Heute
Beim Kochen, Backen und Braten ließ sich die Temperatur am E-Herd bequem regulieren, was das Leben enorm erleichterte. Mit Glaskeramik-Herden gab es ab 1970 ein Material mit effizienterer Wärmeleitung, das außerdem besser zu reinigen war. Der Induktionsherd von heute verzichtet ganz auf Wärmeleitung, Hitze entsteht direkt am Topfboden, was Zeit und Energie spart.
Das Backrohr erhielt eine Grillfunktion, Heiß- und Umluft bis hin zur selbstreinigenden Pyrolyse. Gesunde Speisen werden heute im Dampfgarer zubereitet, alles ist selbstverständlich mit Automatikprogrammen nach Belieben steuerbar. Moderne Herde und Backöfen sind zu wahren Multitalenten geworden.
Die Küche war in den 1960er Refugium von Frauen – heute ist das zum Glück anders. (Credit: NEFF)
Zeit für Beruf und Familie
Als Familienmensch mit Job ist man gezwungen, Zeit optimal einzuteilen. Der Kühlschrank half dabei enorm und wurde zu Recht als der „neue Freund“ im Haushalt gepriesen. Aufwendiges Vorkochen und tägliches Einkaufen gehörten der Vergangenheit an.
Vorinstallierte Programme unterstützen bei der perfekten Zubereitung vieler Gerichte, Backöfen lassen sich blitzschnell auf die gewünschte Temperatur aufheizen und Pizza oder Kuchen stehen im Handumdrehen am Tisch. Und zusätzlich hilft heutzutage die integrierte Mikrowelle: sie taut auf, erwärmt und verkürzt das Kochen.
Energieverbrauch: Weniger ist mehr
Strom- und Wasserverbrauch waren zu Zeiten des Wirtschaftswunders kein Thema. Seit den Energiekrisen der 70er-Jahre hat sich das grundlegend geändert. Heute weiß man, dass rund ein Viertel des gesamten Energieverbrauchs in Österreich private Haushalte verursachen. Ein Haushalt verbraucht im Schnitt 4.500 kWh Strom pro Jahr, 17,4 % davon entfallen auf Haushaltsgroßgeräte. Energieeffizienz ist kaufentscheidend und die Wahl erleichtert heute das EU-Energielabel.
Lifestyle: Küche als neues Zentrum des Wohnens
Die Küche war das Reich der Frau und diente dem Kochen. Stand früher die Rationalisierung im Mittelpunkt, so ist heute die Individualität die zentrale Herausforderung. Die Küche ist Teil des Wohnbereichs geworden. Dort wird gemeinsam mit Freunden gekocht oder mit Kindern gebacken. Design und Technologie von Geräten passen sich perfekt dem wohnlichen Umfeld an.
Und nicht zuletzt haben auch die technikaffinen Herren des Hauses den Weg in die Küche gefunden. Sie werken dort als ambitionierte Hobbyköche und räumen ganz nebenbei mit Kochmythen auf, die sich schon seit der Erfindung von E-Herd und Backrohr hartnäckig halten.
Die Geschichte des Elektroherds
So sah eine Standard-Küche in den 1960ern aus. (Credit: Siemens Historical Institute)