Ob am Donaukanal, auf der Dachterrasse, am Balkon oder Fensterbrett: Urban Gardening ist ein Trend, der Konsumenten zu Gemüsebauern macht. Sogar mitten in New York und Shanghai bauen die Städter jetzt ihr eigenes Obst und Gemüse an. So ein Stadtgarten ist nicht nur ein schönes Hobby, sondern auch noch nachhaltig: Wer sein Essen selbst anbaut, reduziert Pestizide, Transportwege, Nährstoffverluste und auch unseren distanzierten Bezug zu Lebensmitteln. www.bewusst-haushalten.at beleuchtet das Phänomen Urban Gardening aus Sicht des nachhaltigen Umgangs mit Lebensmitteln!
Definition und Vorteile von Urban Gardening
Die liegen eigentlich auf der Hand: Urban Gardening, auch urbaner Gartenbau genannt, bezeichnet die (oft gemeinsame) Nutzung von städtischen Flächen für den Gartenbau. Das kann ein von der Stadt gefördertes Projekt, ein Schrebergarten, eine Parzelle am Stadtrand oder auch der eigene Wohnraum sein. Beim „Guerilla Gardening“ werden willkürlich Flächen im öffentlichen Raum bepflanzt, z. B. mit sogenannten „Seed Bombs“.
In unserer digitalisierten Welt sehnen wir uns, vor allem in der Stadt, nach dem Kontakt mit der Natur – und Hobbies, die keinen Bildschirm erfordern. Wir wollen uns an der frischen Luft bewegen und etwas mit unseren Händen erschaffen.
Wer sich regional, saisonal und biologisch ernähren möchte, sollte sich ebenfalls mit Urban Gardening beschäftigen: Schließlich hast du niemals so einen großen Einfluss auf die Herkunft der Lebensmittel auf dem Teller, als wenn du sie selbst herstellst! Urban Gardening bedeutet also auch Konsum ohne schlechtes Gewissen. Einen guten Überblick über die saisonalen Obst- und Gemüsesorten gibt der Saisonkalender der Umweltberatung.
Im Stadtgarten trifft man außerdem auf Gleichgesinnte und kann sich über die Pflanzen – und noch viel mehr – austauschen. Der Vorteil von Urban Gardening auf dem Balkon hingegen ist, dass man es nicht weit zur Ernte hat – und Schädlinge wie Schnecken oder Mäuse selten den Weg in den 5. Stock finden.
Urban Gardening in Wien
Urban Gardening hat natürlich auch einen gesellschaftlichen Aspekt: Es symbolisiert einen Gegentrend zur Urbanisierung, eine Rückeroberung durch die Natur und den anhaltenden Trend der Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und Nachhaltigkeit. Urbaner Gartenbau verbessert außerdem nicht nur das Stadtklima, sondern auch die Artenvielfalt in der städtischen Tier- und Pflanzenwelt.
„Die Stadt wird ökologisch sinnvoll wachsen. Wir müssen irgendwie den Menschen die Grünräume liefern, die sie verlangen“, meint der Wiener Architekt Stephan Ferenczy im Interview mit der Bank Austria. Die Stadt Wien fördert schon seit 2010 aktiv Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgärten unter dem Motto „Garteln in Wien“. Auch Anlaufstellen wie die MA 42 für Wiener Stadtgärten oder der Verein Gartenpolylog helfen interessierten Gärtnern gerne weiter.
7 Tipps für das Gärtnern in der Stadt
1. Das Hochbeet für Anfänger
Wer Platz für ein Hochbeet hat, kann fast alles zuhause anbauen: Von Paradeisern über Zucchini bis hin zu Kartoffeln. Für Anfänger empfehlen sich besonders Kräuter, Salate und Radieschen, da sie einfach zu pflanzen und zu pflegen sind. Auch „trendige“ Sorten wie Mangold oder Pak Choi wachsen und gedeihen problemlos.
2. Kräuter und Gemüse für den Balkon
Blattgemüse und Schnitt- sowie Pflücksalate lassen sich besonders leicht auf dem Balkon oder der Terrasse anbauen, genauso wie z. B. Erdbeeren oder Fisolen. Größere Pflanzen wie Tomaten, Paprika, Pfefferoni oder Gurken brauchen Töpfe, die mindestens 15 Liter Erde fassen können. In Berlin-Kreuzberg werden dafür einfach alte Reissäcke oder Plastikkisten verwendet!
3. Urban Gardening im Innenraum
Kräutertöpfe aus dem Supermarkt sind schon mit einem Plätzchen auf der Fensterbank zufrieden. Und stylische Varianten wie Vertikalgärten, Kräuterleitern, Hängetöpfchen oder Raumteiler begrünen sogar den kleinsten Raum. Sogenanntes Säulenobst wird übrigens extra so gezüchtet, dass es klein bleibt – z. B. bestimmte Äpfel, Kirschen oder Pflaumen. Auch Beeren nehmen nicht viel Platz weg!
4. Artenvielfalt im Eigenanbau
Wer besonders nachhaltig und originell pflanzen will, setzt auf seltene Sorten, die man im normalen Handel nicht bekommt: Winterpostelein, Haferwurz, Gartenmelde, Hirschhornwegerich, Sauerampfer, Schnittknoblauch, Speisechrysantheme oder blaue Stangenbohnen bereichern die Artenvielfalt im eigenen Anbau.
5. Richtig setzen, düngen und ernten
Die richtigen Informationen zu Standort, Erde, Düngung und Co. holst du dir am besten im Gartenfachhandel oder in ausführlichen Ratgebern für Urban Gardening, wie z. B. in den Büchern Hoch das Beet, Mein Küchenbalkon oder Selbstversorger-Balkon.
6. Lebensmittel richtig lagern
Sobald du stolz dein erstes Salatblatt geerntet hast, wirst du dir wahrscheinlich die Frage stellen: Wie soll ich die selbst angebauten Lebensmittel richtig lagern? Auf bewusst-haushalten.at findest du viele nützliche Infos zu Themen wie Lebensmittel sparsam kühlen. „Bei modernen Kühlschränken und Gefriergeräten gibt es Kühlzonen und Funktionen, die die Produkte bis zu drei Mal länger frisch halten“, erklärt Alfred Janovsky vom Forum Hausgeräte.
7. Weiterverarbeitung der Ernte
Wenn die Natur blüht und gedeiht, kann man schon mal einen Überschuss ernten. Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, solltest du dich also mit der Frage beschäftigen, wie du das Obst und Gemüse am besten haltbar machen und weiterverarbeiten willst: Kühlen, Einfrieren, Einkochen, Sirup herstellen oder Fermentieren? Eva Fischer von Foodtastic gibt dazu ein paar Anregungen: