Wer kennt die Situation nicht: Es wird im Urlaub der perfekte Wein gekauft und daheim folgt die Enttäuschung, weil der ehemals raffinierte Tropfen plötzlich ganz anders schmeckt. Oder: Eine Einladung steht ins Haus und die Unsicherheit steigt, wie die begleitende Weinflasche am besten gelagert werden und wann sie aus dem Kühlschrank soll. Was haben diese beiden Fälle gemeinsam? Das gern diskutierte Thema „Weintemperatur“, zu dem gefühlt mehr Mythen und Behauptungen herumschwirren als am Stammtisch zum Fußball.
Wie ein Weinkühlschrank den Weinkeller ersetzt.
Tipps direkt aus dem Weingarten von Winzer Peter Skoff
Wein ist ein kostbares Kulturgut und hat sich in den letzten Jahrzehnten gesellschaftlich vom urigen Speisenbegleiter zur oft hochstilisierten chemischen Substanz entwickelt. Doch man muss wahrlich kein Top-Sommelier oder Önologe (Weinwissenschaftler) sein, um mit wenigen einfachen Tricks die perfekte Temperatur im Glas hinzubekommen. Bewusst Haushalten hat den südsteirischen Top-Winzer Peter Skoff besucht und mit ihm die wichtigsten Geheimnisse für den optimalen Trinkgenuss zu Hause besprochen.
Wir zeigen die 4 einfachen Schritte zum sicheren und perfekten Weinerlebnis:
Schritt 1: Wein kaufen und transportieren
Toskana an einem heißen Augusttag. Das Castello serviert den besten Tropfen zu einem fairen Preis. Schnell zuschlagen und ab ins Auto – doch zuhause schmeckt der Wein dann eher nach Aceto als nach Amore. Was ist passiert? Top-Winzer und Temperatur-Experte Peter Skoff erklärt: Einer der größten Fehler beim Weinkauf in den Sommermonaten ist der unzureichende Schutz der Flaschen – mal eben wird ein Karton gekauft und dann im Auto gelagert. Erhitzt sich dieses beim Parken in der Sonne, so kann der Wein sehr schnell ungenießbar werden – schon ab 28 Grad kann der Rebensaft auch bei kurzfristiger Hitze Geschmack und Struktur unwiderruflich verlieren.
Peter Skoff warnt auch vor UV-Einstrahlung: „Besonders helle Weißwein-Flaschen dürfen nicht zu lange in der Sonne stehen – das gilt übrigens auch für das Regal von Vinotheken und Co.“
Schritt 2: Wein lagern – Weinkühlschrank needed!
Ist der Wein zuhause angekommen, bieten sich meist nicht viele Möglichkeiten zur Lagerung: Optimal ist laut dem südsteirischen Experten Skoff ein professionelles Klimagerät, in dem die Temperatur stets gleichmäßig bleibt. Wird ein Wien länger (also mehr als drei Monate) gelagert, so ist die konstante Lagertemperatur das Um und Auf – dieser Faktor kann mit einem steuerbaren Weinkühlschrank perfekt abgestimmt werden.
Weinkühlschrank
Aber welche Temperatur ist nun ideal für die Lagerung? Hier streiten sich die Experten, gemeinhin wird aber eine Lagertemperatur von etwa 10 bis 15 Grad als optimal empfunden. Soll der Wein langsamer reifen als vorgesehen, dann können auch kühlere Grade eingestellt werden. Ein Klimaschrank ist eine gleichwertige, in vielen Fällen – vor allem für fragilere Weine – die bessere Option zu einem Weinkeller, da High-Tech-Features wie Aktivkohlefilter, UV-Blocker und Co. in einem modernen Gerät perfekt abgestimmt werden können.
Viele spannende Details zu den Features eines Weinkühlschranks erfahren Sie hier.
Schritt 3: Rot warm, Weiß kalt?
Hat die kostbare Flasche nun den Transport und die Lagerung perfekt überstanden, stellt sich die Frage, bei welcher Temperatur der Wein getrunken werden soll:
Auch bei diesem Thema werden viele falsche Verallgemeinerungen wie „Weiß kalt, Rot bei Zimmertemperatur“ verbreitet, die sich stark negativ auf den Geschmack auswirken können. Die Faustregel mit der „Zimmertemperatur“ stammt übrigens aus einer Zeit, in der vertrauensvolle Heiz-Systeme mit wohlig-warmen 24 Grad noch in weiter Ferne waren – derartige Temperaturen empfehlen sich für fast keinen einzigen Wein.
Winzer Peter Skoff empfiehlt die folgende grobe Einteilung:
Aber wie weiß man nun, wann der Wein die richtige Temperatur hat? Auch hier gilt: Man muss kein Meteorologe sein oder ein Fieberthermometer ins Weinglas senken: Ein Weinkühlschrank, der punktgenau auf das richtige Grad – oftmals in mehreren verschiedenen Zonen – kühlt, schafft Gewissheit und birgt außerdem den Vorteil, nicht immer schon Stunden vor dem Trinkgenuss eine spezielle Flasche auszuwählen und in den Lebensmittelkühlschrank verfrachten zu müssen.
Schritt 4: Die Flasche am Tisch
Übersteht der Inhalt einer geöffneten Flasche länger als 20 Minuten am Tisch, so empfiehlt Skoff, die Temperatur des Weins zu halten. Viele Weinkühlschränke bieten kippbare Ablagefächer für schon geöffnete Flaschen oder integrierte Dekantiersets, die den Wein vor einer Erwärmung schützen und den Charakter des Getränks bis zum Schluss bewahren. „Achten Sie bei fragilen Weinen, die Flasche wieder zu verschließen – bei robusten Kalibern kann ruhig mehr Luft hinzu – auch im Weinkühlschrank“, so Skoff.
Jetzt, wo in nur vier Schritten die perfekten Bedingungen für den uneingeschränkten Weingenuss geschaffen sind, braucht es nur mehr eine tolle Speisenbegleitung. Oder eben einfach nur die Couch, ein paar Kerzen und – vor allem – den richtigen Menschen, um ein Glas vinophiler Kultur gemeinsam erleben zu können. Zum Wohl!
Peter Skoff jr. ist ein bekannter Winzer im südsteirischen Hügelland. Der vielfach ausgezeichnete Landessieger führt eine breite Weißwein-Linie mit einem Fokus auf Sauvignon Blanc sowie einigen Rotweinen, einer Buschenschank und vielen weiteren Genussprodukten.
Mehr Informationen finden Sie auf www.peter-skoff.at